Auf den Spuren von U2 und der Titanic
Dublin und Belfast sind die beiden wichtigsten Häfen auf der irischen Insel. Auch sie profitieren vom Kreuzfahrtboom. Die nordirische Metropole Belfast ist auf ewig mit der maritimen Tragödie verbunden: In der Stadt wurde die Titanic gebaut. Irlands Hauptstadt Dublin steht vor allem für Musik: Es ist die Heimat von U2 und ein Ausflug durch die Stadt kann nur musikalisch sein. Ein irischer bzw. nordirischer Landgang.
Belfast
„She was alright, when she left here“, lese ich auf dem Plakat. Der Slogan steht an vielen Stellen der Stadt. Er ist das Bekenntnis von Belfast zu dem Schiff, das hier auf der Werft „Harland & Wolff gebaut wurde.
Als die Titanic am 2. April 1912 Belfast verlies, war sie also intakt. Dem ist so. Zwölf Tage später setzte sie Captain John Edward Smith gegen den Eisberg im Nordatlantik. Der Rest ist Geschichte. Ein Drama, das für Belfast lange ein Trauma war.
Heute teilt die Stadt die Titanic-Tragödie mit der Welt. Genau an der Stelle, an der das Schiff gebaut wurde, steht seit 2012 das „Titanic Belfast“. Eine interaktive Erlebniswelt, für die „Museum“ fast eine Beleidigung ist. Über fünf Millionen Besucher haben bisher in den Räumen die Belfaster Schiffbau-Geschichte und die Entstehung der Titanic erlebt.
Die Umrisse der Titanic sind mit Farbe eingezeichnet – wie bei einer Tatort-Leiche.
Das Gebäude ist mit 27 Metern exakt so hoch wie die Titanic vom Kiel bis zur Brücke. Es sieht aus, als würde der Bug eines riesigen Schiffes einen Eisberg spalten. Diese Symbolkraft setzt sich im Inneren fort. Es scheinen keine Etagen zu sein, sondern Decks, verziert mit Stahlplatten, wie sie auch für die Konstruktion der Titanic benutzt wurden.
Die Fahrt im Aufzug-Käfig simuliert, wie hoch das Baugerüst in der Werft war. Der Lärm, die Stahlglut und die künstliche Hitze lassen erahnen, dass die Werftarbeit bei Harland & Wolff alles andere als eine „Erlebniswelt“ war. 10.000 Menschen waren in Lohn und Brot; die Reederei White Star Line hatte drei Schiffe der Olympic-Klasse in Auftrag gegeben. Der Blick aus dem Fenster der Erlebniswelt auf den Bauplatz ist fast gespenstisch. Mit Farbe sind die Umrisse der Titanic und ihres Schwesterschiffes Olympic eingezeichnet. Wie die Markierung einer gerade abtransportierten Leiche in einem TV-Krimi.
Nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt ist der Kreuzfahrtterminal von Belfast. Auch die Kreuzfahrtschiffe von heute befahren den „Lagan“, also den Fluss, in den die Titanic beim Stapellauf eintauchte.
Titanic Cocktail – auf Eis
In diesem Jahr sind es 117 Schiffe, mehr als 200.000 Kreuzfahrtpassagiere besuchen dann Belfast. Und finden weitere Spuren des Unglück-Liners in der Stadt: Die ehemaligen Räume des Headquarters von Harland & Wolff sind seit letztem Jahr das Titanic-Hotel. Im großen Zeichenbüro, wo einst die Titanic auf dem Papier entstand, werden jetzt Cocktails serviert. Auf Eis. Aus dem Titanic-Trauma ist der Titanic-Tourismus geworden. Und Belfast boomt – wie die Kreuzfahrt.
Dublin
Schon mein erster Besuch 1988 in Dublin war musikalisch. Ich war beim Grand Prix Eurovison de la Chanson, wie der ESC damals hieß. Es gewann eine junge Sängerin für die Schweiz, ihr Name: Celine Dion. Also die Frau, die knapp zehn Jahre später als Weltstar „My heart will go on“ sang. Die Hymne aus dem Titanic-Film. So schließt sich der Kreis zur irischen Insel.
Genau in der Zeit hatte eine Band aus Dublin mit ihrem Album „The Joshua Tree“ den Rockgipfel der Welt erklommen: U2. Und nun sitze ich im „Clarence Hotel“ und der Hotelmanager Michael O’Connor erzählt mir, ich hätte Bono knapp verpasst. Gestern saß er hier an der Bar. Der Sänger von U2 hat zusammen mit seinem Gitarristen „The Edge“ das Hotel im Jahre 1992 gekauft.
Manager Michael kommt selbst aus der Musik, hat jahrelang mit Johnny Logan gearbeitet, der ja zweimal den „Grandprix“ für Irland ersungen hatte. Natürlich sind U2 ein anderes Kaliber. Nach einer Fahrtstuhlfahrt und ein paar Stufen erreichen wir die U2-Penthouse-Suite und die Dachterrasse vom „Clarence Hotel“. Hier oben hat die Band „Beautiful Day“ für „Top of the Pops“ eingespielt. Der Youtube-Clip auf Michaels iPhone belegt es. Der Fluss „Liffey“, der direkt vorm Hotel entlangfließt, war umsäumt von Menschenmassen. Die strömen heute täglich auf der anderen Seite des Hotels entlang durch das berühmte Temple Bar-Viertel.
Dort stehen schon mittags irische Barden auf der Bühne und singen feucht-fröhlich Traditionelles. „Dirty Old Down“ klingt aus jedem zweiten Laden hier. Passagiere der „Hamburg“ und „Mein Schiff 3“ können auf ihren Landgängen mitfeiern. Die beiden deutschen Kreuzfahrtschiffe stehen auch in der Liste der 157 Schiffsanläufe für Dublin in diesem Jahr. Auf musikalische Spurensuche geht es im „Irish Rock’n Roll Museum “. Van Morrison, Thin Lizzy oder Enya sind nur drei der prominenten „Local heroes“ dort. Irlands Musik ist weit mehr als nur „Wild rover“ in den Pubs.
Keiron Black, Szenekenner und selbst Musiker, fördert in seiner „East Side Tavern“ neue Bands des Landes, die U2s von morgen. Wer es geschafft hat, spielt dann in Läden wie dem „Olympia“ vor 2000 Leuten. U2 kommen Ende des Jahres in ihre Heimat, haben bereits viermal die große 3Arena mit insgesamt 52.000 Tickets ausverkauft. Aber vielleicht geben sie ja noch eine Zugabe auf der Dachterrasse vom Clarence-Hotel.
SERVICE
Dublin & Belfast
Belfast:
Titanic Belfast: http://titanicbelfast.com
Bis auf Weihnachten ist das Titanic Belfast das ganze Jahr über von 9 bis 18 Uhr geöffnet, von Oktober bis März von 10 bis 17 Uhr. Eintrittspreis für Erwachsene 18.50 englische Pfund, Kinder (bis 16 Jahre) bezahlen 8 Pfund, für Kinder unter 5 Jahren ist der Eintritt frei.
Titanic Hotel Belfast: https://www.titanichotelbelfast.com
Ab 130 englische Pfund kostet ein Zimmer im ehemaligen Headquarter der Titanic-Werft Harland & Wolff. Das Hotel steht in unmittelbarer Nähe von der „Titanic Belfast“-Erlebniswelt. Von dort sind es zwei Kilometer ins Zentrum von Belfast.
Dublin:
Hotel The Clarence: https://theclarence.ie
Das U2-Hotel steht direkt am Liffey am Rande des Viertels „Tempel Bar“. Zimmer ab 180 €, die U2-Penthouse-Suite kostet knapp 1.000 € pro Nacht.
Irish Rock’n’ Roll-Museum: http://irishrocknrollmuseum.com